Polarlichter: Wie entstehen sie?

Die Polarlichter, auch bekannt als Nordlichter oder Aurora Borealis im Norden und Aurora Australis im Süden, zählen zu den atemberaubendsten Naturphänomenen unseres Planeten. Diese tanzenden Lichter am Nachthimmel faszinieren seit Jahrhunderten Menschen auf der ganzen Welt. Sie erscheinen wie ein lebendiges Gemälde aus Grün, Rot und Violett, das sich über den Polarregionen ausbreitet. Doch wie entstehen diese magischen Erscheinungen eigentlich? In diesem Beitrag tauchen wir tief in die Wissenschaft hinter den Polarlichtern ein und erklären Schritt für Schritt, was sie verursacht. Ob du ein Hobby-Astronom bist oder einfach neugierig auf das Universum – hier erfährst du alles Wissenswerte über die Entstehung der Polarlichter.

Leben auf anderen Planeten: Fakten und Spekulationen

Was sind Polarlichter genau?

Polarlichter sind leuchtende Erscheinungen in der Erdatmosphäre, die hauptsächlich in den hohen Breitengraden sichtbar werden. Der Begriff „Aurora“ leitet sich vom römischen Gott der Morgenröte ab und beschreibt diese vorwiegend nächtlichen Lichter, die wie Vorhänge, Bögen oder Wirbel am Himmel schweben. Im nördlichen Hemisphäre spricht man von der Aurora Borealis, während die südliche Variante als Aurora Australis bezeichnet wird. Beide Phänomene sind im Wesentlichen identisch, unterscheiden sich jedoch in ihrer geografischen Lage: Die Nordlichter tanzen über Skandinavien, Alaska oder Kanada, die Südlichter über der Antarktis und Teilen Australiens. Trotz ihrer Schönheit sind Polarlichter kein reines Zufallsprodukt – sie entstehen durch eine faszinierende Interaktion zwischen Sonne, Erdmagnetfeld und Atmosphäre.

Die Sonne als Auslöser: Solarwind und Koronale Massenauswürfe

Alles beginnt auf der Sonne, unserem nächsten Stern. Die Sonne ist nicht nur eine Quelle von Wärme und Licht, sondern speit auch ständig einen Strom geladener Teilchen aus – den sogenannten Solarwind. Dieser Plasma-Strom besteht aus Elektronen, Protonen und anderen ionisierten Partikeln, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 800 Kilometern pro Sekunde durch das All rasen. Meistens ist dieser Wind relativ ruhig und interagiert harmlos mit der Erde. Doch bei starken Sonnenaktivitäten, wie Sonnenflecken oder Koronalen Massenauswürfen (CME), wird der Solarwind zu einem gewaltigen Sturm.

Ein Koronaler Massenauswurf ist eine explosive Entladung von Milliarden Tonnen geladener Partikel, die von der Sonnenoberfläche geschleudert werden. Diese Ausbrüche können die Erde in nur wenigen Tagen erreichen und unser planetarisches Magnetfeld stark beeinflussen. Solche Ereignisse sind der Grund, warum Polarlichter intensiver und häufiger auftreten, besonders während des Sonnenmaximums im 11-jährigen Sonnenzyklus. Ohne die Sonne gäbe es also keine Polarlichter – sie ist der ultimative Dirigent dieses kosmischen Spektakels.

Das Erdmagnetfeld: Ein natürlicher Schutzschild

Die Erde ist nicht schutzlos diesen Partikeln ausgeliefert. Unser Planet besitzt ein starkes Magnetfeld, das wie ein unsichtbarer Schild wirkt und von der Rotation des flüssigen Eisens im Erdkern erzeugt wird. Dieses Magnetfeld lenkt die geladenen Sonnenpartikel um und schützt die Atmosphäre vor schädlicher Strahlung.

Bei einem starken Solarsturm jedoch wird das Magnetfeld „erschüttert“. Die einströmenden Partikel koppeln sich an die Feldlinien und werden entlang dieser Linien zu den magnetischen Polen der Erde kanalisiert. So gelangen sie nicht gleichmäßig über den gesamten Globus, sondern konzentrieren sich in den Polarregionen. Dies erklärt, warum Polarlichter fast ausschließlich in der Nähe der Pole sichtbar sind – das Magnetfeld wirkt wie ein Trichter, der die Partikel direkt in die obere Atmosphäre leitet. Interessanterweise können bei extrem starken Stürmen, wie dem berühmten Carrington-Ereignis von 1859, Polarlichter sogar in tropischen Breiten sichtbar werden.

Der physikalische Prozess: Von Partikeln zu Licht

Nun zum Kern der Entstehung: Sobald die Sonnenpartikel die Erdatmosphäre erreichen – typischerweise in Höhen von 100 bis 400 Kilometern –, stoßen sie mit Gasatomen und -molekülen zusammen. Die Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Stickstoff (78 %) und Sauerstoff (21 %), und genau diese Gase sind für die Farbenpracht verantwortlich.

Wenn ein energiereiches Elektron auf ein Sauerstoffatom trifft, erregt es die Elektronen des Atoms zu einem höheren Energieniveau. Beim Zurückfallen in den Grundzustand wird die überschüssige Energie als Lichtphoton freigesetzt. Sauerstoff erzeugt grünes oder rotes Licht je nach Höhe: In 100–150 km Höhe dominiert das grüne Leuchten, während rotes Licht in über 200 km Höhe auftritt. Stickstoff hingegen verursacht blaues oder violettes Licht, das oft mit dem grünen zu lila Tönen mischt. Dieser Prozess ist eine Form der Fluoreszenz, ähnlich wie bei Neonröhren, nur natürlicher und viel dramatischer.

Zusätzlich spielen Alfvén-Wellen eine Rolle: Diese elektromagnetischen Wellen, die durch Störungen im Magnetfeld entstehen, transportieren Energie und beschleunigen die Partikel weiter, was die Intensität der Lichter verstärkt. Der gesamte Vorgang dauert nur Sekunden pro Kollision, doch Millionen solcher Ereignisse erzeugen das fließende Schauspiel, das wir als Polarlichter kennen.

Farben, Formen und Variationen

Die Vielfalt der Polarlichter ist beeindruckend. Grün ist die häufigste Farbe, bedingt durch Sauerstoff in mittleren Höhen. Rotes Leuchten tritt bei intensiven Stürmen auf und signalisiert oft eine starke Sonnenaktivität. Blaue und violette Töne stammen vom Stickstoff und verleihen dem Himmel einen mystischen Touch. Formen reichen von sanften Vorhängen bis zu pulsierenden Kronen oder raschen Strömen – alles abhängig von der Stärke des Solarwinds und der Konfiguration des Magnetfelds.

Ein spannender Unterschied zwischen Nord- und Südlichtern liegt nicht in der Physik, sondern in der Atmosphärenchemie: Die südliche Hemisphäre hat etwas mehr Stickstoff in bestimmten Schichten, was zu intensiveren roten Tönen führen kann. Dennoch sind beide Phänomene Spiegelbilder voneinander, getrennt nur durch den Äquator.

Wo und wann beobachten? Tipps für Aurora-Jäger

Polarlichter sind am besten in klaren, dunklen Nächten in den Polarregionen sichtbar, idealerweise zwischen September und April im Norden. Apps wie die Aurora-Forecast von NOAA helfen, den Kp-Index (eine Maß für die geomagnetische Aktivität) zu tracken – Werte über 5 versprechen gute Sichtbarkeit. Vermeide Lichtverschmutzung und richte dich nach Norden (oder Süden im Süden). Mit etwas Geduld und der richtigen Ausrüstung – wie einer guten Kamera für Langzeitbelichtung – kannst du dieses Wunder selbst erleben.

Die Polarlichter sind mehr als nur ein hübsches Lichtspiel – sie sind ein lebendiger Beweis für die enge Verbindung zwischen Sonne und Erde. Durch Solarwind, Magnetfeld und atmosphärische Kollisionen entsteht ein Spektakel, das uns an die Dynamik unseres Sonnensystems erinnert. Ob du sie je live siehst oder nicht: Ihr Verständnis vertieft unsere Wertschätzung für das Universum. Bleib dran bei Weltraumwissen.com für mehr spannende Einblicke in die Wunder des Kosmos!

Quellen

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